Otto Heinrich Kühner

Otto Heinrich Kühner wurde am 10. März 1921 in Nimburg/Baden als Sohn des Pfarrers und späteren Theologieprofessors Gustav Kühner und dessen Frau Luise geboren. Er besuchte die Volksschule in Pforzheim und das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium in Heidelberg bis zum Abitur 1939. Es folgten Arbeitsdienst und ein kurzes (Kriegs-)Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Heidelberg. Danach war er Soldat im Zweiten Weltkrieg, zuletzt in Russland, und geriet 1945 in sowjetische Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung studierte er ab 1947 Philosophie, Literatur- und Musikwissenschaft in Heidelberg und Marburg. Zwischen 1950 und 1965 arbeitete er beim Süddeutschen Rundfunk als Hörspiellektor und -dramaturg. Er verfasste zahlreiche Hörspiele, so auch Die Übungspatrone (1950), das zu den meistgesendeten Hörspielen der Nachkriegszeit gehört. Zu seinem breiten und vielseitigen Œuvre gehören Romane (darunter der erfolgreiche erste Roman Nikolskoje aus dem Jahr 1953 und provokant Lebenslauf eines Attentäters von 1975), Erzählungen und Lyrik, wobei er damit insbesondere an die Tradition humoristischer Erzähl- und Verskunst anschloss. Seine komische Kunstfigur Pummerer trieb jahrzehntelang in der Süddeutschen Zeitung, der ZEIT, der Frankfurter Rundschau und anderen Journalen als ‚Randspaltenlyrik‘ ihr poetisches Unwesen. 1967 heiratete Kühner seine Kollegin Christine Brückner und zog zu ihr nach Kassel. Kühner war Mitglied der Gruppe 47 und des PEN. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Förderpreis zum Immermannpreis (1953, 1957) und dem Georg-Mackensen-Preis (Beste deutsche Kurzgeschichte, 1977). Die Stadt Kassel zeichnete ihn 1982 mit ihrem Wappenring aus. Kühner starb nach langer, schwerer Krankheit am 18.10.96 in Kassel und liegt mit Christine Brückner auf dem Friedhof von Schmillinghausen bei Bad Arolsen begraben.

Werke
  • Die Übungspatrone. Hörspiel. Berlin: Astoria o. J. Erstsendung 1950.
  • Hauptmann Matjuschenko. Hörspiel. Berlin: Astoria o. J. Erstsendung 1953.
  • Am Rande der Großstadt. Gedichte. Düsseldorf: Kurt Steckfuss 1953.
  • Nikolskoje. Roman. München: Langen Müller 1953.
  • Auch die Erde ist ein Stern. Drama. Berlin: Astoria 1955.
  • Mein Zimmer grenzt an Babylon. Hörspiel, Funkerzählung, Feature. München: Langen Müller 1954.
  • Wahn und Untergang 1933-1945. Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt 1956.
  • Dann kam die Stille. Erzählungen. Stuttgart: Quell-Verlag 1956.
  • Die Verläßlichkeit der Ereignisse. Erzählungen. München: Langen Müller 1958.
  • Der Andere. Chorisches Spiel. München: Höfling 1959.
  • Das Loch in der Jacke des Grafen Bock von Bockenburg. Roman. München: Langen Müller 1959.
  • Kasan liegt an der Strecke nach Sibirien. Bühnenstück. Wuppertal: Johannes Kiefel 1959.
  • Der Staatsstreich. Bühnenstück. München: Drei Masken 1962.
  • Das Jahr Null und die Bibel. München: Paul List 1962.
  • Die Zeiten ändern sich. Bühnenstück. München: Drei Masken 1962.
  • Aschermittwoch. Roman. Hamburg: Vlg. der Freizeitbibliothek 1962.
  • Die Heiratsannonce. Roman. Hamburg: Mosaik 1966.
  • Pastorale 67. Hörspiel. Stuttgart: Reclam 1968.
  • Pummerer und andere skurrile Verse. München: Piper 1968.
  • Narrensicher. Neue Verse über Pummerer. Berlin: Henssel 1972.
  • Der Freiheit eine Allee. Neue Pummerer-Verse. Berlin: Henssel 1974.
  • Lebenslauf eines Attentäters. Roman. München: Nymphenburger 1975.
  • Die Lust sich am Bein zu kratzen oder Die Orgie des kleinen Mannes. Berlin: Henssel 1976.
  • Blühender Unsinn. Neues Pflanzenbüchlein in Versen oder Nachtrag zur Allgemeinen Botanik. Berlin: Henssel 1978.
  • Vierundzwanzig Stunden deutsche Ortszeit. Frankfurt a.M., Berlin: Ullstein 1979.
  • Pummerers verblümte Halbwahrheiten. München: Hanser 1979.
  • Erfahren und erwandert. (Mit Christine Brückner.) Frankfurt a.M., Berlin: Propyläen 1979.
  • Dreierlei Wahrheiten über einen Volkshelden. Erzählungen. München: Schneekluth 1980.
  • Pummererverse oder Vom Nutzen der Haaresbreiten. Frankfurt a.M., Berlin: Ullstein 1981.
  • Trost des Lächelns. Kassel: Ev. Presseverband 1981.
  • Die Übungspatrone. Hörspiele. Frankfurt a.M., Berlin: Ullstein 1981.
  • Mal mir ein Haus. (Mit Christine Brückner.) Hanau: Hans Peters 1981.
  • Wozu noch Gedichte? Gedichte. Frankfurt a.M., Berlin: Ullstein 1983.
  • Der Pappkamerad und die Strohpuppe. Satiren. München: Schneekluth 1984.
  • Der Traum von einem schöneren Land. Verse vom ernsten Pummerer. Berlin: Henssel 1985.
  • Deine Bilder – meine Worte. (Mit Christine Brückner.) Berlin: Propyläen 1987.
  • Pummerers rastloser Müßiggang. Berlin: Henssel 1988.
  • Mein Eulenspiegel. Neue Historien. Roman. Frankfurt a.M., Berlin: Ullstein 1991.
  • Das Lächeln. Mit Bildern von Mary Rahn. Hanau, Salzburg, Wien: Hans Peters-Verlag 1991.
  • Ein Lächeln zum Weiterreichen. Das Beste von Otto Heinrich Kühner, genannt Pummerer. Berlin: Ullstein 1994.
  • Mein Pummerer-Brevier. Heiter-groteske Lyrik von Otto Heinrich Kühner. Ausgewählt und herausgegeben von Christine Brückner. Berlin: Ullstein 1986.
  • Ich will Dich den Sommer lehren. Briefe aus vierzig Jahren. (Gem. mit Christine Brückner.) Hrsg. und mit einem Vorwort versehen von Friedrich W. Block. Berlin: Ullstein 2003.